Mit kleinen Taten die Welt verändern

Valerie Forster, Ein Waldspaziergang mit bitterem Nachgeschmack

 

Wie oft habe ich schon gehört, wie schrecklich dieses oder jenes wäre, aber was könne der Einzelne schon dagegen tun. Zudem beobachte ich immer wieder Verhaltensweisen, die mir nicht gefallen. Daher habe ich den Versuch gestartet, mit kleinen Taten die Welt zu verändern. Also unsere Welt lebenswerter zu machen, ohne dass es mich gleich zuviel Mühe kostet.

 

Übt man sich in rücksichtsvollem, hilfsbereitem, freundlichem und gutem Verhalten, stößt man bei seinen Mitmenschen interessanterweise auf wenig Zuneigung. Zumindest, wenn man ihnen davon erzählt. Entweder fühlen sie sich bereits zu den Guten gehörend, haben sie doch letztens zum Beispiel einmal das teure Bio-Obst gekauft. Oder es erinnert sie womöglich an eine Situation, in der sie selbst hätten zuvorkommender handeln können. Trotzdem schreibe ich heute darüber. Denn sollte ein gutes Verhalten nicht selbstverständlich sein? Schließlich möchte jeder gerne freundlich behandelt werden. Gutes zu tun scheint einigen Menschen allerdings sehr schwer zu fallen. Sonst würde es bei Weitem weniger Umweltzerstörung und Ausbeutung, weder Krieg noch Mord oder Missbrauch geben. Gleiches gilt für all die anderen Verbrechen, die Menschen an ihren Mitmenschen, an Tieren, Gegenständen und der Natur begehen. Ich finde das sehr traurig.

 

Für meinen Versuch habe ich mich zunächst einmal selbst genauer beobachtet. Ich war nicht immer zufrieden mit mir, soviel kann ich gleich sagen. Daher habe ich bereits vor längerer Zeit beschlossen, jeden Tag bewusst eine kleine gute Tat zu vollbringen. Egal ob es jemand merkt, oder ob jemals darüber berichtet wird. Ich tue dies für die Natur, die Tiere und Menschen – kurz, für all jene, denen ich damit helfen kann. Und ein bisschen auch für mich selbst, denn ich fühle mich gut dabei.

 

Am Anfang musste ich mich überwinden, einen mürrischen Menschen freundlich zu grüßen. Allein beim Anblick eines griesgrämigen Gesichtes kann die eigene gute Laune schließlich schnell in den Keller verschwinden. Die meisten Menschen blühen jedoch förmlich auf, wenn man ihnen freundlich begegnet. Diese Veränderung zu beobachten ist eine echte Freude.

 

Auch musste ich erst lernen, einer lästigen Fliege extra das Fenster zu öffnen. Sie mit Hilfe eines Blatt Papiers oder meiner Hand und gutem Zureden in die Freiheit zu entlassen, anstatt einfach die Fliegenklatsche zu nehmen. Diese Erfahrung hat mit dazu beigetragen, meinen Widerwillen vor Insekten zu verlieren. Inzwischen habe ich keine Fliegenklatsche mehr und kann auch keiner Fliege und keinem anderen Insekt oder Tier mehr etwas zuleide tun. Im Gegenteil, ich achte sie als wunderbare Geschöpfe. Ich habe nicht das Recht, ihr Leben zu zerstören. Dafür sind sie sehr dankbar.

 

Aus der einen guten Tat am Tag wurden schließlich zwei oder noch mehr, je nach den Situationen, die sich mir bieten. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Es wurde für mich selbstverständlich, zuvorkommend zu handeln und zu geben, ohne etwas zurückzuverlangen. Ebenso habe ich mir angewöhnt, mich so achtsam wie möglich zu verhalten, damit Leid gar nicht erst entstehen kann. Etwas Weiteres beobachte ich inzwischen: Einige Menschen erkennen, was ich tue und was man damit bewirken kann. Sie beginnen ähnlich zu handeln.

 

Ich schreibe dies alles nicht, weil ich mich auf irgendeine höhere Stufe stellen möchte. Zum Jahresbeginn nehmen wir uns jedoch oft Dinge vor, die wir nicht einhalten können, weil sie zuviel von uns verlangen. Daher schreibe ich am heutigen Neujahrstag diesen Artikel sozusagen als Anregung. Denn ein Gedanke geht mir nicht aus dem Kopf: Wenn ich es geschafft habe, jeden Tag eine kleine gute Tat zu vollbringen und damit die Welt in meiner nächsten Nähe lebenswerter zu machen, wie sehr könnten wir alles zum Guten wenden, wenn mehr Menschen diesem Beispiel folgen.

 

Es ist wirklich nicht viel dazu nötig. Einfach jeden Tag bewusst eine gute Tat vollbringen, auch wenn diese noch so klein ist. Meinetwegen auch jeden zweiten Tag oder einmal in der Woche. Sie sollen sich damit nicht überfordern. Jeder kann auch einmal einen schlechten Tag haben, an dem nichts gelingen will, sogar ich. An solchen Tagen schenke ich mir selbst ein Lächeln und gönne mir eine kleine Auszeit vom Alltag, in der ich etwas mache, das mir Freude bereitet. Oft wird die kleine gute Tat für uns jedoch gar nichts Besonderes sein. Und wenn wir es jeden Tag tun, wird es nach einem Monat, einem Jahr, am Ende unseres Lebens, eine ganze Menge Gutes sein, das wir getan haben. Vielleicht retten wir damit nicht die ganze Welt, aber wir können sie lebenswerter machen. Das ist auf jeden Fall besser, als zusehen und abwarten.

 

Hier noch ein paar anregende Ideen:

  • Die Plastiktüte vom Wegrand aufheben und richtig entsorgen.
  • Anderen Menschen für ihre Unterstützung danken.
  • Das Auto stehen lassen und zum Bäcker laufen.
  • Einer durstigen Pflanze Wasser geben.
  • Sich die Zeit nehmen, jemandem zuzuhören.
  • Einem hungrigen Vogel Körner anbieten.
  • Im Garten ein paar Brennnesseln für die Raupen stehen lassen.
  • Achtsam auftreten, um keine Blume zu zertreten.
  • Heimisches Bio-Obst kaufen, statt Äpfel vom anderen Ende der Welt.
  • Sich Zeit für ein Kind nehmen.
  • Ein paar Euro für einen guten Zweck spenden.
  • Den Vögeln im Garten eine Schale mit frischem Wasser zum Trinken und Baden hinstellen.
  • Einen einsamen Menschen besuchen.
  • Eine Petition zum Umweltschutz unterschreiben.
  • Sich selbst ein Lächeln schenken.
  • Einen Käfer, der ins Wasser gefallen ist, vor dem Ertrinken retten.
  • Dem Haustier ein paar extra Streicheleinheiten geben.
  • Sich über ein Thema informieren, statt die Vorurteile von anderen zu übernehmen.
  • Eine zu Boden gedrückte Blume von dem heruntergefallenen Zweig befreien.
  • Andere Menschen zum Mitmachen bei diesem Versuch anregen.

 

Ich bin sicher, Ihnen werden noch viele weitere Dinge einfallen, die Sie tun können. Zudem verspreche ich Ihnen, all jene, denen Sie mit Ihrer kleinen guten Tat helfen, werden Ihnen dankbar sein. Und das ist ein wundervolles Gefühl.

 

Zuletzt möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie sich die Zeit genommen haben diesen Artikel zu lesen.

 

Ganz herzlichen Dank!




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